Sudan 1988

«Humanitäre Hilfe ist ein Automat, in den Geld gesteckt wird, damit der Fernseh­zuschauer keine Bilder von verhungernden Kindern mehr anschauen muss.»

Hans Christoph Buch


«Nimm genug zu essen mit», sagte mir ein wohlmeinender Freund vor der Abreise in den Sudan, «und pass gut auf dich auf!» Zumindest der erste Rat schien überflüssig zu sein, denn im Unicef-Camp von Lokichokio, dem Ausgangspunkt aller Hilfsflüge in den Südsudan, gibt es überreichlich zu essen. «Now is the time to wash your hands», steht am Eingang zur Messe neben einem Computerausdruck mit dem Tagesmenu. Lunch: Gazpacho, Salat, kalter Braten, Irish Stew, Tempura-Gemüse, Ugali mit Ziegenbraten, Reis, Käseplatte, Caramel-pudding. Dinner: Soupe St. Germain, texanisches Hähnchen, Crêpes mit Zwiebeln, Pilzen und Auberginen, Kokoskuchen, Zitronenmousse. Kein Wunder, dass die Uno-Bürokraten, die tagsüber vor ihren Monitoren und abends an der Bar sitzen, durch Jogging überflüssige Pfunde abspecken müssen. Aber der Anschein blitzblanker Hygiene täuscht: Die drückende Hitze brütet Bakterien aus, Magen- und Darmerkrankungen sind an der Tagesordnung, Moskitos übertragen Malaria, und zum Schutz vor Schlangen und Skorpionen sind feste Stiefel angesagt.

«Du fühlst dich, als wärst du hundert Jahre alt, liegst im Bett und kommst nicht mehr hoch», sagt Jeremy Newall, 40, genannt Jez, Logistikexperte des britischen Hilfsdienstes Oxfam, der eine Amöbenruhr mit Schüttelfrost, Durchfall und Erbrechen von seinem Einsatz im Südsudan mitgebracht hat und sich seit Tagen von Tee und Biskuits ernährt.

Wir sitzen an der Bar des Unicef-Compounds und sehen den Aasvögeln zu, die krächzend von Tisch zu Tisch flattern und die Reste der Mahlzeiten von den Tellern picken: riesige blauschwarze Krähen, denen man nicht allein in der Wüste begegnen möchte.

«Meine Arbeit besteht vor allem im Berichteschreiben», sagt Jez, während der Kellner Geschirr abräumt, «im Einschätzen, Planen, Implementieren, Evaluieren und Re-Evaluieren von Hilfsprojekten im Südsudan. Rescue and Relief - man kann auch RockʼnʼRoll dazu sagen!»

Das an der Nordgrenze Kenyas gelegene Unicef-Camp sieht aus wie ein an den Mogila-Bergen gestrandetes Raumschiff Enterprise, eine Mischung aus Zeltlager, Containerdorf und Flugzeug-Verschiebe­bahnhof, auf dessen erweiterter Piste Transportmaschinen vom Typ Hercules und Buffalo im Fünf-Minuten-Takt landen und starten, um Lebensmittel für eine Million Hungernde in den Südsudan zu fliegen – die grösste Hilfsaktion seit der Berliner Luftbrücke. Eine Neuauflage der Operation Desert Storm, wenn man so will, und wie diese logistisch perfekt organisiert, nur dass die Bedürftigen anstatt mit Tomahawk-­Raketen und Cruise-Missiles mit Maissäcken bombardiert werden. Ich frage Jeff Barthel, Liaison Officer des World Food Program (WFP) in Lokichokio, ob die vom Himmel herabfallende Nahrung noch niemanden getötet oder verletzt habe. «Ein Maissack traf eine Reporterin, die den Abwurf aus nächster Nähe fotografieren wollte, am Bein, das daraufhin amputiert werde musste», sagt Jeff Barthel; er selbst wurde kürzlich nach Nairobi ausgeflogen, um am Blinddarm operiert zu werden, und sieht, wie alle, die länger als sechs Wochen hier sind, blass und mitgenommen aus; nur die Neuankömmlinge wirken frisch und ausgeruht.

Das mit Stacheldraht umzäunte Camp ist off limits für die ortsansässige Bevölkerung: Flüchtlinge aus Somalia und Rinder züchtende Turkana-Nomaden, deren mit Perlenschnüren geschmückte Frauen stundenlang vor dem Lagertor Schlange stehen, um ihre Kalebassen mit Wasser zu füllen, während die Männer das Vieh auf die Weide treiben. Obwohl die Unicef, der das Lager untersteht, die Anwohner einbeziehen will, sind diese nicht einmal als Wach- oder Putzpersonal willkommen. Das Kochen, Geschirrspülen und Wäschewaschen wird von einem aus Nairobi angeheuerten Catering-Service besorgt, der sonst Safaris für Touristen organisiert; nur das Bepflanzen der Beete zwischen den Bungalows wird den Einheimischen für anderthalb Dollar pro Tag gnädig erlaubt. An ihrer Stelle hat sich ein anderes, noch bunteres Völkchen hier niedergelassen, dessen seltsames Treiben das der Turkana-Nomaden in den Schatten stellt: NGO, Nichtregierungsorganisationen zu Deutsch, von Care und Caritas über die Deutsche Welthungerhilfe, den Luther­i­schen Weltbund, World Vision und das Rote Kreuz bis zu Exoten wie Merlin, Mundri oder Amurt (Ananda Marga Singh), einer humanitären Organisation aus Kalkutta (heute Kolkata), für die in den dortigen Slums, wie man meinen könnte, genug zu tun wäre. Oder geht es weniger um praktische Arbeit als darum, Flagge zu zeigen und symbolisch präsent zu sein?

«Die Hilfsindustrie ist ein Industriezweig wie jeder andere», sagt Karl Weis, Koordinator der Welthungerhilfe für den Sudan, der mir unter bunten Postern mit der Aufschrift «MAJI» (Wasser) und «ELIMU» (Bildung) gegenübersitzt. «Der Konkurrenzkampf um Spenden ist gnadenlos und wird mit harten Bandagen ausgefochten. Aus der Sicht der Fernsehkonsumenten ist die humanitäre Hilfe ein Automat, in den Geld gesteckt wird, damit der Zuschauer keine Bilder von verhungernden Kindern mehr anschauen muss. Es geht um flächendeckende Abfütterung – nicht um Hilfe zur Selbsthilfe, Anknüpfung an lokale Traditionen oder Ähnliches. Die Menschen im Südsudan werden zu passiven Objekten degradiert; niemand interessiert sich wirklich für sie, ausser Schwestern und Ärzten vor Ort, die damit notorisch überfordert sind. Eine gigantische Maschinerie kommt zum Einsatz, in der der Einzelne nur noch als Ersatzteil fungiert und keine Fragen nach dem Sinn des Ganzen mehr stellt, wie zum Beispiel die, ob die Verteilung von Lebensmitteln nicht Wirtschaftskreisläufe zerstört und neue Abhängigkeiten schafft. Und ganz nebenbei wird, wie zu Zeiten des Kolonialismus, die geistige Überlegenheit des weissen Mannes demonstriert. Aber vermutlich ist dies der einzig gangbare Weg, ein Massensterben zu verhindern. Ich rede mich um Kopf und Kragen, und Sie schreiben jedes Wort mit!»

Karl Weis berichtet, wie ein Land Cruiser der Welthungerhilfe Ende Mai in Nadapal, am Grenzübergang vom Sudan nach Kenya, gestoppt und von der SRRA, dem «humanitären Arm» der südsudanesischen Befreiungsarmee SPLA, konfisziert worden ist. Weis musste eigens aus Nairobi anreisen und wurde von Bewaffneten umstellt, die damit drohten, seinen Fahrer zu erschiessen, da dieser Versteinerungen geschmuggelt habe. Sie verlangten zusätzlich zu dem Fahrzeug fünf Funkgeräte und 100 Fässer Dieselöl. Nach mühsamen Verhandlungen wurde die Zahl der Fässer auf zehn reduziert und das Auto der SRRA überschrieben «zur Implementierung des Programms der Welthungerhilfe». Seitdem fährt es unter der Flagge der SPLA, deren Anführer, John Garang, die Rückgabe des Wagens versprochen haben soll.

18 Uhr 30: Information zur Sicherheitslage unter Kameldornbäumen vor dem WFP-Compound. Ein Mann mit akuter Malaria ist nach Nairobi ausgeflogen worden, sonst keine besonderen Vorkommnisse. Der für Sicherheitsfragen zuständige britische Offizier begrüsst die Experten der belgischen Luftwaffe, die die Flugkontrolle übernehmen sollen, und macht sie mit dem Reglement an der Bar bekannt: Jeder, der lange Hosen trägt, muss heute ein Bier ausgeben, morgen sind die kurzen Hosen dran. Das Wichtigste teilt er mir im Flüsterton mit: Sein Kollege Bill Simpson, Ex-Fallschirmjäger, hat sich in Walgak bei Waat im Austausch für zwei entführte WFP-Leute den Kidnappern als Geisel angeboten. Das WFP-Team sei wieder auf freiem Fuss, das Ganze halb so schlimm; es gehe nur noch um die Höhe des Bestechungsgelds in Form von Lebensmitteln, die über Walgak abgeworfen werden sollen; die dortige Bevölkerung sei unzufrieden, weil ihr Dorf beim letzten Air-Drop leer ausgegangen ist. Allerdings werde der Abwurf durch starken Regen erschwert, der Strassen und Wege überflutet habe.

Anflug auf Billing im Südsudan. Unter uns kreisen Geier.


In der Hitze brütendes Brachland, von Wasserläufen durchzogen; nach dem Regen ist die Savanne grün. Rundhütten mit geflochtenen Dächern, die wie Afro-Frisuren aussehen.

Am Rand der Piste stehen nackte Kinder mit aufgetriebenen Bäuchen und Hirten vom Volk der Dinka und werfen begehrliche Blicke auf die Lebensmittel, die aus dem Laderaum der Buffalo gehievt werden. Nach einer Schrecksekunde – vielleicht ist niemand über unser Kommen informiert – kurvt ein Land Rover über das Rollfeld und nimmt uns in Empfang. Kate, die örtliche Oxfam-Mitarbeiterin, fliegt nach Lokichokio zurück, während ich mit Charlotte aus New York in den Wagen steige. Kurzer Halt in Billing: ein halbes Dutzend Hütten, gruppiert um einen Unterstand, der vor Bombenabwürfen der sudanesischen Luftwaffe Schutz bieten soll. Ein aus Kenya entsandter Arzt schiebt sein Fahrrad vorbei, das hier, wie anderswo ein Auto, Statussymbol ist.

Fahrt durch tropischen Sekundärwald, der die von Einwohnern verlassenen Dörfer überwuchert hat. Links und rechts der Piste mannshohe Sorghumfelder, aber die Gegend wirkt menschenleer, nur ein Jäger mit Pfeil und Bogen und ein nackter Mann winken uns vom Wegrand zu. Eine halbe Stunde später sitzt unser Land Rover in einem Schlammloch fest. Dem Chauffeur Ibrahim, einem jungen Dinka, steht der Schweiss auf der Stirn, aber bei jeder Drehung wühlen sich die Räder tiefer in den Boden. Zwei Männer, die Maissäcke auf ihren Fahrrädern transportieren, legen mit Hand an und schaufeln, durchs Wasser watend, die Reifen frei, aber der Wagen bewegt sich keinen Zoll. Ein mit italienischen Ärzten bemanntes Auto kommt uns zu Hilfe und zieht den Land Rover mit einer Seilwinde aus dem Sumpf.

Vor der Weiterfahrt nach Rumbek halten wir an einem Dinka-Cattle-Camp: Tausende von blökenden Kälbern, muhenden Kühen und brüllenden Stieren, Buckelrinder mit geschwungenen Hörnern, bewacht von biblisch anmutenden Hirten, die, auf Krummstäbe gestützt, regungslos auf einem Bein stehen, während wie Frauen geschminkte junge Krieger, Keulen, Speere und winzige Hocker in der Hand, vor jungen Mädchen paradieren, die nur mit Perlenschnüren und Messing­ringen bekleidet sind: lachende, verschwitzte Gesichter, Kuhfladen, Staub, Gedränge und Gestank. Und nur die Anwesenheit der mit Kalaschnikows bewaffneten Soldaten, die das Cattle-Camp vor Überfällen durch Viehdiebe schützen, verrät, dass die traditionelle Lebensweise der Dinka-Nomaden als Folge von Dürre und Krieg vom Untergang bedroht ist.

Die Ortseinfahrt nach Rumbek wird von einem Panzerwrack flankiert. An einer Strassenkreuzung steht ein zerschossener Traktor neben einem mit Holz und Wellblech befestigten Laufgraben, in dem Unkraut wächst. Der Boden ist übersät mit grosskalibriger Munition, Spuren der Kämpfe im Mai 1997, als Rumbek nach kurzem, blutigem Gefecht von der SPLA erobert wurde. Die 600 hier stationierten Soldaten aus dem Nordsudan, im Volksmund Araber genannt, sollen sich in die von Regierungstruppen gehaltenen Städte Bor und Juba abgesetzt haben. Rumbek, zur Kolonialzeit Sitz des District Commissioner mit baumbeschatteten Alleen, Kirchen und Moscheen, ist heute eine Geisterstadt. Strassen und Plätze sind menschenleer, im Gebäude der ehemaligen Staatsbank grasen Kühe, und die zerstörten Häuser sind mit arabischen Graffiti, die zum heiligen Krieg aufrufen, und mit Einschusslöchern gesprenkelt. Nur zögernd kehrt die nach dem Einmarsch der sudanesischen Armee 1986 in den Busch geflohene Bevölkerung in die Ruinenstadt zurück.

Wie in allen von der SPLA befreiten Gebieten des Südsudans gibt es zwei Träger staatlicher Autorität: die militärische, erkennbar an der geschulterten Kalaschnikow, und die zivile Gewalt, deren Symbol ein ans Revers gehefteter Kugelschreiber ist. Die Arroganz der Macht zeigt sich an ihren Accessoires: Im Unterschied zur hungernden Bevölkerung und zu den nackt herumlaufenden Vertriebenen sind Militär- und Zivil­beamte stets gut gekleidet und wohlgenährt; sie tragen Schuhe – im Südsudan eine Seltenheit! – und fahren mit Phoenix-Fahrrädern aus chinesischer Produktion herum.

Am Ortsbüro der SRRA ist ein 10-Punkte-Plan angeschlagen, der die Aufgaben der Behörden so definiert: 1. Aufrechterhaltung der Diszi­plin; 2. Reinigung von Militär- und Zivilobjekten; 3. Sicherung der Flugpiste; 4. Schutz hochrangiger Persönlichkeiten; 5. Festnahme von Deserteuren; 6. Einschreiten gegen Alkoholmissbrauch; 7. Überprüfung der Marschorder von Offizieren und Soldaten; 8. Dingfestmachen von Spionen, Plünderern und Unruhestiftern.

Jeder fremde Besucher wird namentlich registriert und bekommt einen als Dolmetscher getarnten Aufpasser zugewiesen, der Kontakte zu den Einheimischen nicht erleichtert, sondern erschwert – anstatt Fragen zu übersetzen, beantwortet er diese lieber selbst.

Das Elend ist unvorstellbar, das mir beim Rundgang durch Rumbek auf Schritt und Tritt entgegenschlägt. 12 000 Einwohnern stehen 13 000 Vertriebene gegenüber, die nach Hungermärschen durch den Busch völlig erschöpft hier eintreffen, barfuss, in Lumpen oder ganz nackt; viele Männer tragen Frauenröcke, weil es keine andere Kleidung gibt. Und obwohl mehrere Hilfsdienste vor Ort präsent sind – Lutherischer Weltbund, Oxfam, Tearfund und IRC (International Rescue Committee) –, gibt niemand Kleider oder Decken an die notleidende Bevölkerung aus. Wirtschaft und Verkehr sind ganz zum Erliegen gekommen; die Strassen sind vermint, und es fehlt an Waren oder an Geld. Der Kenya-Shilling dient als Zweitwährung, da sudanesische Pfund kaum noch aufzutreiben sind. Auf dem Markt werden Wildpflanzen verkauft: Palmnüsse, Blätter und Wurzeln, mit deren Hilfe die Dinka Dürreperioden überstehen können. Aber in diesem Frühjahr blieb die Regenzeit aus, das Saatgut wurde verfüttert statt gepflanzt und die Lebensgrundlage der Nomaden, das Vieh, notgeschlachtet – ähnlich wie wenn ein Mitteleuropäer seine Lebensversicherung und seine Sparkonten plündern muss. Normalerweise ernähren sich die Dinka von Kuhmilch und Sorghum; Fleisch ist für Festtage reserviert und bekommt ihnen nicht gut. Aber die Wildpflanzen sind abgeerntet, und traditionelle Ausweichstrategien helfen nicht weiter. Ein Kilo Rindfleisch kostet auf dem Markt in Rumbek umgerechnet 80 Cent, weniger als Sorghum, das unbezahlbar geworden ist, ganz zu schweigen von Luxusgütern wie Zucker und Salz, Rasierklingen oder Tabak, der in Koransuren eingerollt feilgeboten wird. «Bring mir etwas Schönes aus Deutschland mit», sagt Joseph Dutakol, 45, der «Sanitäter für Umwelthygiene» als Beruf angibt, und vertreibt mit einem Palmzweig die auf einer blutigen Rinderhälfte krabbelnden Fliegen: «Am liebsten ein Paar Schuhe, Hosen oder ein Hemd. Aber es darf auch ein Transistorradio sein!»

Viele der Elendsgestalten, die uns zwischen den verfallenen Hütten entgegenkommen, sind verkrüppelt oder blind. Sie leiden an durch Vitaminmangel verursachten Augenkrankheiten oder an Flussblindheit, die durch winzige Fliegen übertragen wird. Ihre Nahrung besteht aus Wurzelknollen und zu Spinat zerkochten Kassavablättern, die das Hungergefühl betäuben, aber nicht sättigen. Als wir zum Dorfplatz zurückkehren – Stadtzentrum wäre zu viel gesagt –, haben sich Hunderte von Menschen vor dem örtlichen Büro der SRRA zu einer Demonstration versammelt, zumeist Alte mit schwärenden Wunden und gichtgeschwollenen Gelenken. Ihre Arme und Beine sind dürrer als die Krücken, auf die sie sich beim Gehen stützen. Auch Kinder sind dabei, unter ihnen ein nackter Junge mit aufgeblähtem Bauch, dem ein zahmes Äffchen den Rotz von der Nase leckt.

Handelt es sich bei diesem Anlass um spontanen Protest, mit dem der District Commissioner der SRRA zur Herausgabe von Lebensmitteln veranlasst werden soll? Oder um eine bestellte Demonstration zur Einschüchterung des Uno-Expertenteams, das die Unterschlagung von Hilfsgütern durch Militär- und Zivilbehörden prüfen soll?

Die Gesten sprechen eine eindeutige Sprache: «Ich habe Hunger», sagt ein alter, bärtiger Mann, der den Arm in einer Schlinge trägt. «Im Juli habe ich zum letzten Mal etwas Warmes zu essen bekommen, und ich halte es nicht mehr lange aus.» Sein Atem geht rasselnd, und er spuckt blutigen Auswurf aus. «Wir sterben vor Hunger», rufen mehrere Alte im Chor und umdrängen mich, als könnte ich Abhilfe schaffen. Ich frage den Dolmetscher, warum niemand ihnen Essen gibt; schliesslich liegen Tonnen von Mais in den Depots der Hilfsorganisationen bereit. Er zuckt die Achseln, als sei das Ganze nicht sein Problem. «Wir kennen diese Leute, sie lungern ständig hier herum», sagt District Commissioner Paul Mayom und schliesst die Tür seines Büros hinter sich zu. «Das Ganze ist eine Routineangelegenheit, am besten kümmern Sie sich nicht darum. – Sie kommen also aus der Bundesrepublik», fährt er fort und streicht über seine frisch gebügelte Khaki-Uniform, die sich über die Wölbung seines Bauches spannt. «Glauben Sie, dass Helmut Kohl noch einmal zum Kanzler gewählt wird?»

Am nächsten Morgen besuche ich ein Feeding Center für Mütter mit unterernährten Kindern, das von der britischen Hilfsorganisation Oxfam betrieben wird. «Wir haben zwei Kategorien von Patienten», sagt Schwester Judith aus Kenya, während sie ein Kind auf die Waage legt und anschliessend seine Körpergrösse misst. «Kinder unter 70 Prozent Normalgewicht kommen auf die Intensivstation, wo sie fünfmal pro Tag eine spezielle Diät bekommen, die aus angereicherter Milch besteht. Sobald ihr Körpergewicht 80 Prozent erreicht, beginnt Phase zwei mit therapeutischer Ernährung, bestehend aus nahrhaftem Unimix-Brei. Danach sind die Kinder aus dem Schlimmsten heraus, aber ein paar Wochen später haben sie erneut Untergewicht und stehen wieder mit ihren Müttern vor unserer Tür. Ganz zu schweigen von Babys wie diesem hier, das zu entkräftet ist, um Nahrung aufzunehmen.» Sie zeigt auf einen zum Skelett abgemagerten Säugling, dessen Ärmchen dünn und zerbrechlich wie chinesische Essstäbchen sind; unter der durchsichtigen Kopfhaut zeichnen sich die Adern ab, und Fliegen kriechen in seine Nasenlöcher und den offenen Mund hinein. Schwester Judith meint, das Kind habe schlechte Überlebenschancen, weil die Bezugsperson, eine apathisch wirkende Frau, keine mütterlichen Gefühlsregungen zeige. «Wahrscheinlich ist es nicht ihr Baby, und sie gibt sich als seine Mutter aus, um Essen zu ergattern.»

Nicht nur aus sprachlichen Gründen ist es schwer, mit den Vertriebenen ins Gespräch zu kommen. Ihre einsilbigen Auskünfte beschränken sich auf das Allernotwendigste wie Name, Alter und Herkunftsort: Ajuk Mapuor, 25, aus Malekayam, lief, um ihr verhungerndes Kind zu retten, zwei Tage lang durch den Busch, ihr Mann kehrte von der Nahrungssuche nicht zurück. Majok, dessen Frau an Malaria starb, floh mit seinem zwei Monate alten Sohn Magang vor der Armee und den Reiterhorden aus dem Nordsudan, die entlang der Bahnstrecke nach Wau regelrechte Menschenjagden veranstalten – verschleppte Frauen und Kinder werden in Khartum als Sklaven verkauft. Aber es gibt auch Positives zu berichten: Väter und Mütter mit unterernährten Kindern, die von Oxfam hochgepäppelt worden sind, klatschen rhythmisch in die Hände und singen ein Lied, um Gott zu danken, der ihnen das Leben gerettet hat. Beim Verlassen des Feeding Centers stehen mir Tränen in den Augen, aber das Oxfam-Projekt ist nur eine winzige Insel in einem Ozean von Leid, und kleine Kinder sind telegen, während die hungernden Alten durch die Raster der Hilfsdienste fallen und von niemandem versorgt werden.

Auf der anderen Strassenseite liegt das in einer Autowerkstatt untergebrachte Hospital. Ich will über Haufen von Lumpen hinwegsteigen, die sich erst bei genauerem Hinsehen als menschliche Wesen erweisen: Kinder und Greise, die nur noch aus Haut und Knochen bestehen und auf dem staubigen Zementboden eingeschlafen sind. An der Wand ungelenke Graffiti: «Gott der Allmächtige gab uns unser von arabischen Feinden besetztes Land zurück.» Daneben das grob gestrichelte Bild einer nackten Frau, die von einem Soldaten vergewaltigt wird.

In der Nacht fängt es an zu regnen, und als ich frühmorgens aus dem Zelt trete, stecke ich bis zu den Knöcheln im Schlamm. Auf der überschwemmten Piste ist eine Antonow 28 gelandet, aber der Abflug aus Rumbek gestaltet sich schwieriger als erwartet. Mit Palmzweigen fegen die Passagiere das Wasser von der Rollbahn. Anschliessend schaufeln sie die in den Schlamm eingesunkenen Räder frei und schieben das Flugzeug mit vereinten Kräften zur Startposition. «This is an emergency take-off», sagt der amerikanische Pilot, während die Antonow 28 über Baumwipfel hinwegdonnert und langsam an Höhe gewinnt. Nach der Landung in Lokichokio ist mir speiübel, ich habe Durchfall und Schüttelfrost.

Gespräch mit Uno-Vermittler Philippe Borel, der mit einer hochrangigen Delegation Lokichokio besucht und im Auftrag der Vereinten Nationen zwischen dem Nord- und dem Südsudan Frieden stiften soll. «Dieses Land ist eine Schweinerei», sagt der nach Khartum entsandte französische Diplomat, krempelt sich die Ärmel hoch und schüttet Ketchup auf seine Pommes frites, «obwohl es keine Schweine hier gibt, Rinder dafür umso mehr. Das Vieh ist wohlgenährt, während die Menschen verhungern. Hunderttausend Tote weniger oder mehr sind für die Regierung in Khartum und die Rebellen im Süden kein Problem; der Hunger ist eine politische Waffe, die von allen Parteien eingesetzt wird. Ich war vor kurzem in Wau, einer der letzten Bastionen der Regierungsarmee, und habe die Einwohner auf den Strassen krepieren sehen, ein grässlicher Anblick, ganz zu schweigen vom Geruch. Ein Menschenleben ist hierzulande nichts wert, Viehraub und Sklavenhandel haben eine lange und ungebrochene Tradition, und das Embargo gegen Khartum hat den Nordsudan politisch isoliert und wirtschaftlich ruiniert. Die SPLA wird vom Westen aufgerüstet, weil die Rebellen englisch sprechen und angeblich Christen sind, aber der Bevölkerung gegenüber benehmen sie sich äusserst unchristlich. Alle Beteiligten treten die Menschenrechte mit Füssen, und die humanitäre Hilfe lindert nur die Symptome, sie trägt nichts bei zur Lösung des Konflikts. Die einzige Hoffnung liegt darin, dass keine Seite den Krieg gewinnen und militärisch für sich entscheiden kann. Aber auch die Teilung des Landes ist keine realistische Option: der Süden würde Kenya zugeschlagen, der Norden dem fundamentalistischen Islam, woran keiner Seite gelegen sein kann. Frieden zu schaffen, ist ein langwieriger Prozess, der mit vertrauensbildenden Massnahmen und der Rückbesinnung auf gemeinsame Werte beginnt, aber davon sind wir noch meilenweit entfernt. Ich weiss, wovon ich rede, denn ich war als Friedensvermittler in Kambodscha und Vietnam, Algerien und Afghanistan!»

Später am gleichen Tag. Ich sitze im Cockpit einer Hercules B-130, die von einem Piloten von den Philippinen gesteuert wird. Die Maschine hat 16 200 Kilo Mais geladen, in 18 Paletten mit je 18 Säcken verpackt, die am markierten Zielort Adior bei Yirol aus der Luft abgeworfen werden sollen. In 6000 Metern Höhe überfliegen wir den Weissen Nil, der von oben beige aussieht. Beim Abstieg auf tausend Meter stülpt sich mir der Magen um. Die Wolkendecke reisst auf, Tümpel, überschwemmte Wege, Lehmhütten, vor denen Brennholz liegt. Kein Mensch ist zu sehen. Der Copilot gibt mir mit erhobenem Daumen ein Zeichen, und ich taste mich an den verschnürten Paletten entlang durch den Laderaum. Ich werde mit Gurten festgeschnallt, die Ladeluke klappt auf, der Pilot zieht die Maschine hoch, und neun Paletten mit 8100 Kilo Mais gleiten wie auf einer Rutschbahn an mir vorbei. Die Säcke entflechten sich in der Luft und schlagen Sekunden später auf dem mit einem Zielkreuz markierten Boden auf. Der Sog ist gewaltig, und kaum habe ich mich vom ersten Schock erholt, setzt die Maschine erneut zum Zielflug an, und die zweite Hälfte der Ladung saust in einer Staubwolke in die Tiefe. Jetzt sind auch Menschen zu sehen, die aufgeregt um die Hütten herumwimmeln und von oben wie Ameisen wirken – ein passendes Bild für die Perspektive der sogenannten Geberländer, aus deren Sicht die Hungernden ein Insektenvolk sind. Und ich frage mich, wie die entkräfteten Menschen dort unten zentnerschwere Lasten schleppen können, ob es genügend Transportmittel und Lagerkapazitäten gibt, Fragen, die sich am nächsten Tag, nach der Ankunft in Bararud, von selbst beantworten.

Bararud liegt in der zwischen Regierung und Rebellen umkämpften Provinz Bahr EI Ghazal, wo der Hunger am schlimmsten und die Sterberate am höchsten ist. Die belgische Sektion der Ärzte ohne Grenzen (MSF) hat hier ein Feeding Center eingerichtet, aber statt eines europäischen Ärzteteams treffe ich eine Krankenschwester aus Dallas, die sich um kranke und unterernährte Kinder kümmert, einen schottischen Brunnenbauer, der im Auftrag von Oxfam nach Wasser bohrt, und einen völlig erschöpften Engländer, der einem Hund namens Romeo beizubringen versucht, wie man Frisbee-Scheiben fängt. Lisabeth, Hugh und Patrick – so heissen die drei – werden von Helfern aus Kenya unterstützt.

Bararud ist ein in jeder Hinsicht extremer Ort, und das MSF-Compound sieht aus wie die Kulisse zu einem Tarzan-Film: ein von Palisaden umzäunter Kral mit mehreren Hütten und einem Erdbunker. Einziger Luxus ist ein mit Kerosin betriebener Kühlschrank und ein Sprechfunkgerät, das Patrick Kelly ständig bewacht, während er, scheinbar geistesabwesend, seine Frisbee-Scheiben wirft. Früh um sieben quakt eine Stimme aus dem Funkgerät, Patrick springt auf und rennt, gefolgt von Sankei Keton aus Kenya, zur Abwurfstelle für Lebensmittel, wo in wenigen Minuten der nächste Air-Drop erwartet wird. Hektische Aufregung, Geschrei. Das Gelände wird von Soldaten abgeriegelt. Polizisten schlagen mit Stöcken auf die Hungernden ein, die zu dem mit Plastikplanen markierten Zielgebiet hasten, um als Erste am Abwurf­ort zu sein und die aus geplatzten Säcken rieselnden Maiskörner vom Boden zu klauben, wobei sie riskieren, von tonnenschweren Paletten getroffen und getötet zu werden.

An diesem Morgen läuft zunächst alles glatt. Zur vorgesehenen Zeit nähert sich Motorenlärm, eine Hercules donnert in niedriger Höhe über die Köpfe hinweg, die Heckklappe öffnet sich, und mit weithin hörbarem Poltern landet die Ladung im Zielgebiet. Muskulöse Träger, die besser genährt sind als der Rest der Bevölkerung, schultern die Säcke und tragen sie mit monotonem Singsang zu einem vorbereiteten Sammelpunkt. Ich bitte Edward Nyiyero, den Vertreter der SRRA, mir den Liedtext zu übersetzen. «Die Last ist zu schwer», erklärt er lachend, «warum fasst keiner von euch mit an? Wer essen will, muss schwer tragen, oder: Warum schickt ihr uns immer nur Mais und kein Bier?»

Die Säcke werden gezählt, gestapelt und von bewaffneten Posten umstellt. Nach den Trägern erstürmen die Hungernden das leere Feld und sammeln, auf den Knien durchs nasse Gras rutschend, übriggebliebene Körner vom Boden auf. Beutel und Taschen werden mit Mais gefüllt, von dem eine Handvoll genügt, um eine Mahlzeit zu kochen, ein Blinder stopft sich Körner roh in den Mund. Ich glaube mich in Dantes Inferno versetzt, aber dies ist nur die Vorhölle, denn beim nächsten Air-Drop gerät der sorgsam geplante Ablauf durcheinander, die Hungrigen rennen noch vor den Trägern aufs Feld und reissen mit den Zähnen die Säcke auf, während Polizisten mit Knüppeln auf sie einschlagen. Ich frage Patrick Kelly vom World Food Program, der für die ordnungsgemässe Verteilung der Nahrung zuständig ist, wie das Chaos zustande kommt. «Dies ist unser zehnter Abwurf in Bararud», sagt er kopfschüttelnd, «und die örtlichen Machthaber haben beschlossen, die Lebensmittel erst zu verteilen, nachdem die letzte Lieferung eingetroffen ist. Bis dahin sind Tausende von Menschen verreckt. Und mir sind die Hände gebunden, weil ich zur Kooperation mit den lokalen Behörden verpflichtet bin. Jetzt weiss ich, was eine Hungerrevolte ist!» Patrick sitzt auf einem Stapel von Maissäcken und blickt fassungslos auf eine leprakranke Frau, die mit ihren verstümmelten Fingern vergeblich Körner aufzulesen versucht, während ein junger Hilfspolizist mit einem Kameldornzweig auf sie einprügelt.

Besuch im Feeding Center, wo um fünf Uhr nachmittags die letzte Mahlzeit des Tages ausgegeben wird. Es beginnt zu regnen, und Mütter mit unterernährten Babys ducken sich frierend unter einen Dachvorsprung, um nicht nass zu werden. Zu Skeletten abgemagerte Kinder kriechen mit Spinnenbeinchen auf dem Boden herum. Ein sechsjähriger Junge kauert im Schlamm, sein kleines Schwesterchen auf dem Schoss, das er mit nackter Haut vor dem Regen zu schützen versucht; der letzte Rest von Körperwärme wird geteilt. Hungernde lächeln mich an, sagen «Yes» oder «Hallo« und zeigen mir ihre in Plastik eingeschweissten Ausweise und mit Nummern beschrifteten Armbänder in der Hoffnung, ich sei ein Arzt oder humanitärer Helfer, der ihnen Essen bringe. Sie werden registriert, gewogen und für zu leicht befunden, aber die Prozedur dauert quälend lange, und für viele kommt die Hilfe zu spät.

«Abuk ist ein Waisenkind vom Volk der Luo», sagt Lisabeth List, die freiwillig aus einer Klinik in Dallas in den Südsudan gekommen ist, und deutet auf ein mageres Mädchen mit von Proteinmangel rötlich verfärbtem Haar, das gierig eine Plastikschale mit Milchpulver ausschleckt. «Abuk ist sieben Jahre alt und hat das Körpergewicht einer Zweijährigen, aber sie ist auf dem Weg der Besserung. Anders als das Baby hier, das die Nährlösung nicht schlucken kann und eigentlich am Tropf hängen müsste. Aber seine Äderchen sind für die Infusionsnadel zu klein.» Sie zeigt auf einen zu Haut und Knochen geschrumpelten Säugling, der mechanisch an der schlaffen Brust seiner Mutter saugt. «Heute Nacht werden viele Kinder sterben», fügt Lisabeth hinzu, während der Sanitäter einen Skorpion verjagt, der sich unter einer Kiste mit Milchpulver verkrochen hat, «aber die genaue Zahl der Toten erfahren wir erst nächste Woche, wenn die Sterblichkeitsstatistik ausgewertet ist.»

Die Nacht hindurch regnet es, und ich wälze mich ruhelos in meinem Zelt. Die abgehärmten Gesichter und die erloschenen Augen der Hungernden gehen mir nicht mehr aus dem Sinn.

Die Zeit arbeitet gegen sie, das Wetter ebenfalls.

«Heute früh habe ich ein Erfolgserlebnis gehabt», sagt Hugh Mac­Lennan, der schottische Brunnenbauer von Oxfam, am nächsten Tag. «Ich habe Grundwasser angebohrt und eine defekte Pumpe instandgesetzt, und es gibt sauberes Wasser im Überfluss.» So weit die gute Nachricht, der die schlechte auf dem Fusse folgt: «Die SRRA hat die Anwohner nicht informiert, und sie trinken noch immer die schmutzige Brühe aus einem verseuchten Wasserloch. Es ist zum Verrücktwerden, aber so sind die Leute hier.»




Hunger und Krieg


Im Südsudan, dem jüngsten Staat der Welt, gegründet 2011, hungern momentan die Menschen – wie schon 1998, als unsere historische Reportage entstand. Damals war der ölreiche Südsudan keine unabhängige Republik, sondern Teil des Sudans. Und wie damals herrscht auch heute Krieg.

Die Ursachen der Hungersnot von 1998 sind vielfältig: Überschwemmungen, Dürre und der Bürgerkrieg zwischen dem islamischen Norden und dem christlich-animistischen Süden. Bauern lassen ihre Felder brach liegen und fliehen in den Busch, um Überfällen, Plünderungen und der Menschenjagd zu entgehen. Sklavenhandel wird in dieser Region seit Jahrhunderten betrieben. Auf der Seite des islamischen Nordens kämpfen die Nuer. Ihre Gegner in den Reihen der südsudanesischen Befreiungsarmee SPLA sind die Dinka. Beide Ethnien leben von der Viehzucht und sind Rindernomaden. Der Hunger ist ihr ständiger Begleiter. Doch der von der Operation Lifeline Sudan (OLS) organisierte Abwurf von Lebensmitteln, die aufwendigste Versorgungsaktion seit der Berliner Luftbrücke, lindert zwar die Symptome, kann aber gegen die Ursachen des Hungers nichts ausrichten. Zumal die Nahrungsmittelverknappung gezielt als Waffe eingesetzt wird – damals wie heute.


Krieg schafft Hunger

Der mehrfach preisgekrönte Reporter und Uni-Dozent Hans Christoph Buch, geboren 1944, hatte vor seiner Reise nach Bahr al-Ghazal im Süden des Sudans schon von vielen Konflikten berichtet, aber noch nie aus einem Epizentrum des Hungers. «Es war eine meiner schwierigsten Reportagen. Zu erleben, wie Kinder sterben, ging mir nahe. Und zu sehen, wie administrativ aufgeblähte Hilfsorganisationen unbefriedigend arbeiten. » Die Menschenverachtung der sogenannten christlichen Kriegspartei SPLA fand er «erschütternd, erschreckend und zutiefst unchristlich».

Buchs historische Reportage hat nichts von ihrer Brisanz eingebüsst, ist doch im gegenwärtigen Konflikt die Hälfte der 12 Millionen Südsudanesen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen, derweil Waffenhändler glänzende Geschäfte machen und die Führer der Konfliktparteien um Ölfirmen kämpfen und sich im Nachbarland Kenya Villen kaufen.


Originalartikel wurde von Reportagen Bern erfasst.

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